With a network of contacts in the UK and throughout Europe, EfN have been able to arrange several successful visits of nursing professionals to the UK. These ‘Expert’ visits allow healthcare professionals, managers and academics to spend time in Bristol and gain first-hand experience of hospital facilities, nursing training and development. This month, we welcomed professionals from Hamburg, Munich and Bremen. We were also delighted to be joined by our patron, Professor Jacqui Filkins from Cumbria.
Below you can read an insightful report from one of our German colleagues about this latest visit:
Der Besuch bei English for Nurses im Juni 2017
In Deutschland hört man ja immer wieder, dass das nationale Gesundheitssystem (National Health System = NHS) in Großbritannien schlecht sei, es gebe nicht genug Personal und die Ausstattung in den Krankenhäusern sei nicht so ‚doll’ und andere Gerüchte. Während eines viertägigen Besuchs habe ich aber einen anderen Eindruck gewonnen.
Unsere Gruppe hat Kolleginnen und Kollegen kennen lernen dürfen, die mit spürbar hohem Engagement und Herzblut von ihrem Arbeitsalltag berichtet haben. Sie strahlten Stolz aus auf das, was sie tun. Unsere Fragen wurden mit großer Offenheit beantwortet. Dabei waren die Kolleginnen und Kollegen nicht besonders ausgesucht, so z.B. in Weston-Super-Mare besuchten wir am ersten Tag im General Weston Hospital eine Abteilung für das ambulante Operieren und die Stroke Unit. Wir begegneten zwei diensthabenden Kolleginnen. Sie zeigten uns ihre Stationen ohne Scheu. Vor jeder Station ist eine Tafel angebracht, auf der vermerkt ist, wer als Personal anzutreffen ist, aber da steht auch, wann die letzte MRSA-Infektion stattgefunden hat oder wann sich zum letzten Mal ein kritischer Vorfall, z.B. ein Sturz eines Patienten, ereignet hat. Transparenz scheint einen hohen Wert im National Health System (NHS) zu haben.
Dem Krankenhaus angegliedert ist eine Abteilung für Fort- und Weiterbildung, die 24/7 geöffnet ist. Hier sind Schulungsräume, in denen z.B. Fortbildungen zur Lunchtime stattfinden, und hier gibt es eine Bibliothek, die viel frequentiert wird, eigentlich, so hieß es, sei hier immer jemand anzutreffen.
Anschließend wurden wir im gleichen Ort im Hospiz Westonhospice Care empfangen. Die Räumlichkeiten erinnerten mich sehr an die Hospize, die ich aus Deutschland kenne. Anders die Philosophie der palliativen Pflege: Patienten kommen auch in das Hospiz, um Kräfte zu sammeln. Dann werden sie wieder nach Hause entlassen, wo sie vom ambulanten Pflegedienst weiter palliativ versorgt werden. Hier ist das Hospiz weniger mit dem Tod verbunden, als bei uns. Eigentlich heißt es auch „Wellbeeing-Center“. Andererseits ist es ein riesiges Unterfangen, Gelder zu beschaffen, die die Existenz des Hospizes erst ermöglichen. Nur 20% der benötigten Gelder werden staatlich bezuschusst. Die ganze Gemeinde ist mit eingespannt, wenn es darum geht, die restlichen 80% durch gemeinnütziges Engagement, z.B. Basare, Marathonlauf, Streetparties o.ä., zu erwirtschaften. So entsteht aber auch eine große Verbundenheit mit der Einrichtung.
Am nächsten Tag fuhren wir in die Universität von Bristol – an die University of West of England (UWE), die für die theoretische / akademische Ausbildung der Studenten verantwortlich ist. Von dort aus werden sie in den Praxiseinsatz geschickt, z.B. nach Weston-Super-Mare, Bath, Bristol, Gloucester (eigentlich im ganzen Südwesten Englands). Wir lernten das Skill-Lab und dessen Skills kennen, was sehr beeindruckend war. Es ist wie ein normaler Krankensaal eingerichtet, so wie man es wirklich im NHS vorfinden würde. Acht Betten mit den Vorhängen (die wir aus dem Fernsehen kennen), ein Schreibtisch für das Pflegepersonal, Schränken mit Equipment und was man sonst so braucht. In den Betten liegen „Dummies“, das sind mechanisch-gesteuerte Pflegepuppen, die u.a. atmen und mit den Augen blinzeln, und bei denen man die Vitalzeichen messen kann und vieles mehr. Diese Dummies werden computergesteuert monitored und je nach Übungsaufgabe für die Studenten = Blutdruckmessung, Waschen, Notfallübung bei einem Mykoardinfarkt, Sturz, Dekubitus etc. dementsprechend eingestellt.
Von einem Nebenraum aus lässt sich über einen Einwegspiegel alles beobachten und einstellen. Das ist der Raum, in dem die Dozenten u.a. auch das Vorgehen der Studenten überprüfen und steuern. Hier stehen auch die Geräte, über die Funktionen der „Patienten“ / Dummies manipuliert werden. Zudem kann man von hier aus die Patienten sprechen lassen, so dass die Studenten dann entsprechend reagieren müssen.
Nach der Aktion im Skill-Lab werden die Aufzeichnungen (Bild und Ton) gemeinsam mit den Studenten ausgewertet und reflektiert.
Es wird in diesem Skill wirklich eine 1:1 Übertragung von der alltäglichen Stationsarbeit geprobt, gelehrt und evaluiert, so dass die Studenten durch diesen Prozess sehr gut auf ihre jeweiligen Einsatzplätze vorbereitet werden.
Überhaupt spielt die strukturierte Reflektion im Studium und auch darüber hinaus eine wichtige Rolle. Die Studenten werden während des Praxiseinsatzes von Mentoren begleitet und angeleitet. Wer Mentor sein will, muss, wie bei uns, eine entsprechende Ausbildung absolvieren und muss sich dann regelmäßig weiterbilden bzw. seine Qualifikation immer wieder neu nachweisen. Hier ist der Einfluss der Pflegekammer spürbar. Die Pflegenden haben für sich und ihre Berufsgruppe selbst Regeln geschaffen, die vorgegeben, welche Position in der Pflege welche Qualifikation benötigt. Über diese Kontrolle kann die Qualität in der Pflege sichergestellt werden. Natürlich ‚stöhnen’ die GB-KollegInnen über den Aufwand, regelmäßig ihr sogenanntes Clinical Professional Development nachweisen zu müssen, der Nutzen wird aber von den gleichen KollegInnen sehr deutlich kommuniziert. Die GB-KollegInnen ‚staunen’, dass es das bei uns nicht gibt.
Am letzten Tag konnten wir einen Einblick in einen der nächsten Einsätze der deutschen AustauschschülerInnen (über das Erasmus+ Programm) gewinnen. Sie werden in der Abteilung für forensische Psychiatrie in Bristol eingesetzt – im Black Berry Hill Hospital. Der leitende Pflegende stellte uns den Alltag in der Forensik vor. Er sprach über die Ziele und über die Schwierigkeiten, die die Arbeit mit psychisch kranken Straftätern mit sich bringt. Regelmäßige Reflexionsgespräche helfen den Mitarbeitern, den Alltag zu verarbeiten. Diese Gespräche müssen von allen, auch von den Leitungen / dem Management durchgeführt werden. Da achtet die hiesige Pflegekammer (the Nursing and Midwifery Council) drauf.
Es waren vier dichte, nicht unanstrengende Tage, die wir erlebt haben. Tagsüber nahmen wir viele Eindrücke auf, und abends erlebten wir gemeinsam den Tag noch einmal diskutierend durch. Manches konnten wir so durch weiteres Hinterfragen neu verstehen. Wir haben die Ähnlichkeiten der Pflegesysteme zwischen den Ländern gesehen, und wir haben die Unterschiede deutlich gespürt.
Für mich ist beeindruckend, mit welchem Stolz die Kolleginnen und Kollegen von ihrer Arbeit berichten, welchen Einfluss die Pflegekammer auf die Pflegequalität hat, und wie selbstverständlich deren Regeln geachtet und respektiert werden.
Mein Dank geht an Sabine Togler, die diese Reise organisiert hat, an ihre Kolleginnen und Kollegen, die sich bereitwillig Zeit für uns und unsere Fragen genommen haben, und an die Schirmherrin für English for Nurses, Frau Prof. Jacqui Filkins, die uns an ihrem Insiderwissen zur britischen universitären Ausbildung hat teilnehmen lassen (Monika Hornschuh, Hamburg im Juli 2017).